Osthaus setzte sich intensiv mit den neuesten Strömungen in Kunst, Kunst-
gewerbe und Architektur auseinander. Er war bereit, sich noch nicht etablierten, doch überzeugenden Ansätzen zu öffnen, wie eine Ausstellung mit Arbeiten der „Brücke” im Sommer 1907 belegt, die eine der ersten Museumsausstellungen der jungen Künstlergemeinschaft war.

Osthaus nahm die Avantgarde vor Angriffen in Schutz: „Es wäre unrecht, Künstlern die Möglichkeit zum Ausstellen zu versagen, weil sie Widerspruch hervorrufen könnten. Der Zweck unserer Anstalt ist nicht, die Menschheit vor Entwickelung zu schützen.”

Zwei Jahrzehnte lang holte Karl Ernst Osthaus durch seine Museumsarbeit das aktuelle nationale und internationale Kunstschaffen in die Industrieregion und wirkte von da aus wiederum über die regionalen Grenzen hinaus.


Die Präsentation der Avantgarde machte das Hagener Folkwang zu einem starken Magneten, der viele Kunstbegeisterte anzog.

Mit vielen Künstlerinnen und Künstlern, wie Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde oder Alexander Archipenko pflegte Osthaus einen intensiven Kontakt, stellte ihr Werk in monographischen Ausstellungen vor und kaufte für seine Sammlung zahlreiche Arbeiten an. Osthaus trug neben anderen progressiven Museumsleitern, Kunsthändlern, privaten Mäzenen, Kritikern und Verlegern dazu bei, in der konservativen Wilhelminischen Ära ein geistiges Klima zu schaffen, das Voraussetzung für die Etablierung der Moderne war.

Blick in den ehemaligen Saal für orientalische Kunst mit eingebauter Spiegelvitrine zwischen den Türen zum Behrenssaal (© Bildarchiv Foto Marburg)


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