Im Jungen Museum sind rund zwanzig phantasievolle und kuriose Gestalten und Kunstwerke zu bestaunen, die sich mit den Themen Mensch, Natur und Kunst – Wirklichkeit, Utopie und Illusion beschäftigen. Die in der Ausstellung gezeigten Werke verorten und hinterfragen den Menschen in seiner vertrauten Umwelt. Mit seinen „Papierkorb-Kindern" ironisiert Vlassis Caniaris beispielsweise das Bemühen der Warenästhetik, schönen Schein zu erzeugen. In den filigran aus Pappmaché gefertigten Vogelfrauen wiederum suggeriert Marianne Pitzen eine Utopie einer von Frauen neuartig gestalteten Stadt- und Lebenswelt. Das Ukrainer Künstlerpaar Svetlana Martinchik und Igor Stepin beschwört in raumgreifenden Plastilinlandschaften eine Welt von Unsterblichkeit, Weisheit und Frieden als Gegenmodell zum in den 1990er Jahren bestehenden politischen System. Micha Brendel hingegen wirft einen kritischen Blick auf die Unsterblichkeitsutopie. Pablo Helguera stellt sich mit seiner Arbeit dem Wunsch des Menschen nach einer Darstellung allen Wissens, der in der heutigen Computerwelt greifbar erscheint. Mit Blick auf eine digitalisierte und zunehmend virtuelle Welt befassen sich Michael Badura und Viola Rusche mit den Möglichkeiten und Gefahren des Cyberspace. Geschaffene Lebensräume wissen Allan Wexler und Rainer Knaust in ihrer Funktionalität zu dekonstruieren und geben Anlass, über den Umgang mit alltäglichen Dingen zu reflektieren. Die Künstlerin Eva Aeppli, von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs tief erschüttert, schuf lebensgroße, oft düster wirkende Textilpuppen, die Traurigkeit, Einsamkeit und Tod zum Thema haben. Joachim Schmettau hinterfragte in seinen unterkühlt wirkenden Bronzeplastiken die Identitätskrise der Nachkriegsgenerationen. Lisa Lukas Selbstabformungen in Eiform bilden einen Kontrast zu Jürgen Brodwolfs Tubenfigur des „Großen Bootes“. Phantasiegebilde wie die „Kopffüßler“ von Horst Antes, „Migof“ von Bernhard Schultze oder Herbert Götzingers „Atim“ sind Reaktionen auf eine sich zunehmend der Natur entfremdeten und die Umwelt zerstörende Menschheit. Die Naturverbundenheit des Menschen einerseits und die Umweltverschmutzung andererseits machen herman de vries und HA Schult auf unterschiedliche Weise anschaulich. Dui Seid präsentiert ein Selbstportrait, das sein komprimiertes DNA-Erbe als genetischen Fingerabdruck enthält. Mit den Mitteln des Kopierens und Zitierens, der Demontage und der Rekombination befragt Goran Dordevic im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken und der Medienflut die Originalität und die Genialität ihrer Schöpfer und macht die unbegrenzte Verfügbarkeit des Bildervorrats der Kunstgeschichte sichtbar. In seinen „Korrekturen“ von Kunstwerken spürt auch Andreas Fasbender Original und Originalität nach. Peter Blindert schließlich macht sich die Mentalität der Wegwerfgesellschaft zunutze, indem er das, was andere weggeworfen haben, in seiner Kunst einem neuen Sinn zuführt. Die Ausstellung ist didaktisch aufgearbeitet und spricht insbesondere Schulklassen aller Schulformen und Altersgruppen an. Angeboten werden verschiedene Programme mit praktisch-kreativem Teil. Die Themen können auch auf der Grundlage der aktuellen Unterrichtsinhalte entwickelt werden. Eva Aeppli: Vera, um 1970, Osthaus Museum Hagen |