Blick in die neue Galerie, Fotografie: Tobias Roch, Hagen veröffentlicht am 22.2.2011 „Venezia“ – so lesen wir auf vielen Bildern Horst Beckings in der abschließenden Zeile, ganz gleich, ob seine Werke „Segel auf dem Wasser“ , „Tanzende Gondeln“, „Boote im Hintergrund“ oder „Ebbe“ heißen. Horst Becking hat die weltberühmte Heimat Marco Polos unendlich oft besucht und sich ihrem morbiden Charme oft genug hingegeben. Die in den letzten Jahrzehnten in Venedig und später im Hagener Atelier entstandenen Bilder geben allerdings nie eine Ansicht wieder, die als Handlungsanweisung für eine zukünftige Reise gelten könnte, im Gegenteil: Wer diese Motive sucht, wird sie nie finden. Legt der Maler seine Quellen, seinen Ansichten daher einen Schleier auf? Oder ist die Bildwelt des Künstlers nur ein Produkt seines Geistes – nur ihm gefügig ? Wer Horst Beckings Malerei kennt, weiß, das das Gesehene, die Erinnerung für den Maler eine Rolle spielt – sonst würden die Reisen nach Venedig, nach Florenz, Ascona, auf die Insel Mallorca sowie in den Orient mit wenig Sinn erfüllt sein. Der Maler sieht und schöpft aus seinen Erinnerungen, die Bild werden – eines Tages, auch Jahre nach einer Reise. Auf Reisen entdeckt Horst Becking auch Farben, die ihn nicht mehr loslassen: “Und das `Blau´ mit seiner Schönheit und Tiefe in all seinen Variationen! Wo kann man diese Farbe intensiver erleben als in der Ägäis? Das Schillern des Meeres und die leuchtende Klarheit des Himmels scheinen sich in der Intensität des blauen Farbpigments, das auf Kreta und Rhodos in den kleinsten Dörfern zu finden ist, zu sammeln und zu verschmelzen. Diese Farbe ließ mich nicht mehr los, seit ich sie von einer längeren Reise durch die griechische Inselwelt mitbrachte.“ Nach wie vor benutzt Horst Becking in seiner Malerei alte Materialien, die er beispielsweise in Venedig, in Buchantiquariaten findet: Handschriften, deren weiches, vergilbtes Papier in kleinformatigen Aquarellen und Gouachen zur Verwendung kommt. Auf diese kostbaren Papiere, die alle irgendeine aus dem Zusammenhang gerissene Botschaft enthalten, also eigentlich Illusionsträger sind, werden konkrete Farben aufgetragen, vor allem jene: Blau, Rot, Gelb, Grün und Weiß. Der Malgrund wird nicht in Gänze mit Farbformen ausgestaltet, so das einige Zeilen jener historischen Botschaften zu entschlüsseln sind. Auf diesen Zeilen finden wir die typische Handschrift des Malers und wir identifizieren: Landschaften mit Bergen und Bäumen, Wasser, Schnee oder Architekturfragmente. Horst Beckings Malerei ist in den letzten Jahren expressiver und farbintensiver geworden. Gerade im kleinen Format wird diese neuerliche Kraft besonders ansichtig. Die Farbe fließt nicht nur in Form durchs Bild, sie rauscht und hinterlässt ein glühendes Feuer. Diese neue Qualität der Arbeiten Horst Beckings sind Summe einer konsequenten Malerei, die keinen Kompromiss duldet. So auch in den großformatigen Werken, deren Abstraktionsgehalt zuzunehmen scheint. Diese Werke besitzen keine Binnenrahmung und dehnen sich daher nach allen Seiten aus. Es bereitet dem Maler offenbar ästhetisches Vergnügen, sich in beiden Formaten auf sehr unterschiedliche Weise auszudrücken. Ein Besuch im Hagener Atelier offenbart, dass der Maler und Graphiker an verschiedenen Techniken und Bildern gleichzeitig arbeitet. Zu seiner Kunst gefragt, gibt Horst Becking nach wie vor keine konkreten Hinweise, sein Kommentar ist meist ein sympathisches Lächeln. „Bilder sind Fenster“ - so hat sich der Maler vor kurzem in einem Interview geäußert. Zur Ausstellung erscheint der Katalog Horst Becking: Tage in II, Neue Bilder, herausgegeben von Dr. Tayfun Belgin, Neuer Folkwang Verlag Hagen 2011, zum Preis von 25 Euro. Tayfun Belgin |