GILGAMESCH
Baumeister und
Schumacher
Wiedervereinigung nach 50 Jahren: Eine Folge von zehn Holzschnitten Emil Schumachers, 1948 und 1950 als Illustrationen zum Gilgamesch-Epos entstanden, konnte eigens für eine Doppel-Ausstellung mit graphischen Blättern von Willi Baumeister zusammengetragen werden. Zwei Hauptvertreter der Abstraktion des 20. Jahrhunderts nahmen sich der altorientalischen Dichtung über den mesopotamischen Fürsten an. Feindschaft und Freundschaft, Ruhm und Vergänglichkeit, Leben und Tod – über das Interesse an den zeitlosen existenziellen Fragen dieses Mythos von Weltgeltung kamen sich die beiden Künstler unter dem Eindruck des düstersten Kapitels der deutschen Geschichte nahe.
Das Gilgamesch-Epos war bei seiner Entdeckung im späten 19. Jahrhundert eine Sensation. Im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris – dem heutigen Irak – im fünften Jahrtausend vor Christus als älteste Erzählung der Menschheitsgeschichte überhaupt entstanden, wurde das Epos in Keilschrift, der ersten Schrift, überliefert. Die Geschichte des altorientalischen Königs behandelt eindringlich die großen menschlichen Fragestellungen, die bis heute allgemeine Gültigkeit haben.
Willi Baumeister (1889-1955) und Emil Schumacher (1912-1999) wandten sich dem Epos während und unmittelbar nach der Diktatur des Dritten Reichs bildnerisch zu. In der neuen Ausstellung des Emil Schumacher Museums sind die seltenen Blätter der Gilgamesch-Folge von Emil Schumacher, über 50 Jahre nachdem sie zuletzt zusammen in einer Museumsausstellung zu sehen waren, erstmals wieder vereint. Durch die Gegenüberstellung in der Ausstellung kommt es über das gemeinsame Thema zu einer indirekten Begegnung beider Künstlergenerationen. Im Zusammenspiel mit der Retrospektive des niederländischen Malers Karel Appel (noch bis 15. Januar 2017) kann darüber hinaus von einem Gipfeltreffen der Nachkriegsmoderne im Hagener Kunstquartier gesprochen werden.
Gilgamesch
Baumeister und
Schumacher
13. November 2016
26. Februar 2017