Heinrich Nauen, Porträt Christian Rohlfs, 1919, Osthaus Museum Hagen, Fotografie: Achim Kukulies, Düsseldorf Heinrich Nauen (1880–1940) Porträt Christian Rohlfs, 1919 Öl auf Leinwand Christian Rohlfs selbst war kein Porträtmaler und zeigte auch wenig Neigung, sich mit dem eigenen Spiegelbild zu befassen. Sein einziges Selbstbildnis malte der Künstler 1918 auf Anregung des befreundeten Kunsthistorikers Walter Kaesbach. Rohlfs' markantes Gesicht weckte hingegen bei zahlreichen Künstlerfreunden den Wunsch, seinen ausdrucksvollen Kopf in einem Konterfei festzuhalten. Das Jahr 1919, aus dem das von Heinrich Nauen gemalte Porträt stammt, markiert einen Höhepunkt in der Laufbahn des von Karl Ernst Osthaus protegierten Rohlfs. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurden ihm deutschlandweite Beachtung und künstlerische Anerkennung zuteil – und zwar durch Sonderausstellungen in der Berliner Nationalgalerie, der Kestner Gesellschaft Hannover und der Galerie von Alfred Flechtheim in Düsseldorf. Nauens großformatiges Rohlfs-Porträt ist vermutlich im Kontext dieser Ehrungen entstanden. Die Bekanntschaft zwischen Rohlfs und dem 31 Jahre jüngeren Nauen reichte zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre zurück. Seit seiner Einzelausstellung im Folkwang-Museum 1907 stand Nauen in Kontakt mit Osthaus und dem Hagener Kreis. Außerdem hatte auch Nauen mehrmals bei Flechtheim in Düsseldorf ausgestellt. Mit abwesendem Blick sitzt der dargestellte Rohlfs in einem Sessel, in der rechten Hand seine geliebte Zigarre, die linke ruht auf dem Knie. Aufgrund der perspektivischen Verkürzung des Raumes und der leichten Aufsicht ist der Porträtierte nahe an den Betrachter gerückt, sodass der in Frontalansicht wiedergegebene Kopf mit den zerfurchten Gesichtszügen und dem bräunlichen Teint monumentalisiert wirkt. Kontrastierend ist seine in einen dunklen, graublauen Anzug gekleidete Gestalt vor die flammenden Rot-Braun-Ocker-Töne des Hintergrunds gesetzt. Auf dem vorne mit knapper Kante ins Bild gerückten Tisch steht eine kleine Vase mit einem blassrosa Blütenzweig. Die Blumen verweisen auf eines der im späteren Werk bevorzugten Sujets Rohlfs, der in seinen Tempera-Arbeiten auf Papier das Blütenmotiv in einzigartige Farb-Licht-Kompositionen von schwebender Transparenz verwandelte. Der ruhigen Haltung des betagten Rohlfs widersprechen die flackernde Formensprache mit ihren Verzerrungen und Knicken und der unruhige Pinselduktus mit seinen kurzen Strichlagen. Die linke Hand mit den seltsam gespreizten Fingern scheint ebenfalls von dieser Nervosität ergriffen zu sein. Der in Krefeld geborene Heinrich Nauen, der unter anderem an der Düsseldorfer Akademie studierte, wo er ab 1921 eine Professur übernahm, war einer der Protagonisten der »Rheinischen Expressionisten«, zu dessen Vertretern auch August und Helmuth Macke sowie Heinrich Campendonk zählten. In seinem differenzierten Kolorit sowie der Eleganz der Auffassung bietet Nauens Porträt des alten Christian Rohlfs ein herausragendes Beispiel des rheinischen Expressionismus. |